Das himmlische Finale
Christkönigssonntag, Lesejahr A – 26. NovemberChristkönigssonntag, Lesejahr A – 26. November
Paulus stellt uns heute Christus als den Weltenherrscher vor, dem alles unterworfen ist und der am Ende das letzte Wort haben wird. Er wird die Menschheit richten. Dann werden alle Menschen zu ihrem Recht kommen, denen man die Menschenwürde absprach und deren Rechte mit Füßen getreten wurden: die israelische Geisel, das von Bomben zerrissene Kind in Gaza, der verhungerte Säugling in Burundi, die missbrauchte Kindersoldatin, die Zwangsprostituierte aus dem Armenviertel, das ertrunkene Kind im Mittelmeer, der erstickte Flüchtling im Schlepperauto, die verurteilte Seenotretterin, der ausgebeutete Zwangsarbeiter, die verprügelte Klimaaktivistin, der gefolterte Oppositionelle und die ermordete Journalistin … Christus wird das Urteil sprechen, klarsichtig und gerecht. Wie froh bin ich, dass das ein Richter sein wird, der weder korrupt noch beeinflussbar ist. Aber ich glaube, das ist erst das Semifinale der Ewigkeit.
Im Finale, so hoffe ich, wird Gott seine stärkste Kraft entfalten, seine grenzenlose Fähigkeit zu verzeihen, so dass das Gericht nicht in Verwerfung endet, sondern in einem Prozess der Vergebung und Versöhnung. Himmel wird erst sein, wenn alle am gedeckten Tisch Platz genommen haben. Zugegeben, das ist eine verwegene Hoffnung angesichts des Bösen in unserer Welt, aber unser Richter ist zugleich der gute Hirte, der nicht zufrieden ist, wenn ihm von 100 Schafen auch nur ein einziges fehlt und der nicht ruht, bis er es wieder bei seiner Herde hat. Dieser Gedanke schenkt mir Hoffnung, wenn ich daran denke, dass auch ich einmal vor diesem Richter stehen werde.
1. Lesung Ezéchiel 34,11–12.15–17a
Ihr, meine Herde, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf
Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben. Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes, des Herrn. Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist. aIhr aber, meine Herde – so spricht Gott, der Herr siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf.
Antwortpsalm (aus Psalm 23)
Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit,
getreu seinem Namen.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher.
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn
für lange Zeiten.
2. Lesung 1 Korínther 15,20–26.28
Christus wird das letzte Wort haben.
Schwestern und Brüder!
Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.
Evangelium Matthäus 25,31–46
Jesus stellt klar, worauf es am Ende ankommt.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.
Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!
Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net