Sommergespräche: Johann-Philipp Spiegelfeld

Erhalten, ist viel Verantwortung
Ausgabe Nr. 33
  • Leben
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Im Sommer gerne in Wien: „Es ist warm, man kann Leute treffen und es ist nicht so voll. Als Rettungssanitäter helfe ich auch manchmal bei der Versorgung von Patienten beim Festival am Rathausplatz.“ ©Stephan Schönlaub

Der Historiker, Pilot und Rettungssanitäter ist bekannt aus der TV-Serie "Herrschaftszeiten!". Wie verbindet er Schlösser, Erstversorgung und Familie?

Der Wiener Historiker und Pilot Johann-Philipp Spiegelfeld ist die TV-Entdeckung der vergangenen Jahre: In der Doku-Serie „Herrschaftszeiten!“ besucht er Schlösser und ihre Besitzer. Als Rettungssanitäter mit dem Malteser-Hospitaldienst sorgt er für die medizinische Erstversorgung und menschliche Zuwendung. Wie der gut aufgelegte zweifachen Familienvater Verantwortung versteht, erklärt er im Sommergespräch.

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Johann-Philipp Spiegelfeld, sind Sie heute von Ihrem Schloss zu uns auf den Stephansplatz gekommen?

Johann-Philipp Spiegelfeld: Nein, ich bin von zu Hause gekommen. Ich habe mein ganzes Leben in Wien gelebt. Ich wohne sehr angenehm in einem kleinen Cottage.

Mobilität spielt eine wichtige Rolle in Ihrem Leben – Sie sind Pilot. Innerhalb Wiens bewegen Sie sich am liebsten wie weiter?

An manchen Tagen schaffe ich es, alle Verkehrsmittel zu verwenden: zu Fuß, mit dem Fahrrad, der Bahn und dem Flugzeug. Nur das Schiff geht sich nicht aus. In Wien fahre ich gerne mit der Straßenbahn und mit der U-Bahn. Jetzt im Sommer ist es so, dass viele Flüge zeitig in der Früh gehen, da muss ich dann das Auto nehmen.

Sie sind nicht nur ausgebildeter Pilot und studierter Historiker. Sie gelten als TV-Entdeckung. Wie sind Sie überhaupt ins Fernsehen gekommen?

In der Pandemiezeit war der Flugbetrieb vollkommen eingestellt und ein Bekannter hat mich beim Erfinder der Sendung, Martin Pusch, vorgestellt. Da wurde ein Moderator gesucht und es gab ein Casting, wo ich eine Prinzessin durch das Schloss Belvedere führen musste.

Es gibt also eine dritte Staffel Ihrer Reality-Serie „Herrschaftszeiten!“. Wie geht es Ihnen dabei, in fremden Gemäuern zu drehen?

Ich kenne ja die Familien, es ist wie ein Besuch bei Freunden und ich denke, das merkt man dann beim Ansehen. Es sind interessante Geschichten und Persönlichkeiten, es macht einfach Spaß.

Schlösser und Burgen zu besitzen, braucht viel Geld. Wie schafft man das? Ist man da nicht Kulturverwalter auf eigene Kosten?

Das ist ganz sicher so. Die Familien müssen das Erbe ihrer eigenen Familien erhalten. Das ist besonders schwer. Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung. Es denkt eigentlich niemand daran, wer das erhalten soll. Das ist eine große Verantwortung. Ich bekomme mit, dass es ein Privileg ist, auf einem Schloss zu leben, dass man aber Geld verdienen muss, um das Haus in Schuss zu halten. Ich weiß nicht, ob ich selbst immer so kreativ sein könnte.

Sie selbst kommen aus einer Familie, deren Geschichte bis ins 14. Jahrhundert bekannt ist. Welche Verantwortung können Sie heute übernehmen?

Es geht um Haltung, das ist etwas Besonderes. Da merke ich, dass es dem ehemaligen Adel nicht darum geht, dass es ihm besonders gut geht, sondern dass man versucht, dass es viel mehr Menschen gut geht. Das versuchen viele Menschen und daher bin ich der Meinung, dass der „moderne“ Adel viel größer ist.

Kommen wir zu einem anderen Aspekt – Sie sind auch Sanitäter. Warum?

Ich habe mich neben meinen Ausbil­dungen für den Malteser-Hospitaldienst entschieden. Das ist etwas sehr Schönes, helfen zu können und zu dürfen. Und ich versuche weiterhin, einmal im Monat Rettungsdienst zu fahren.

Religion spielt in Ihrem Leben eine Rolle, Sie gehören auch einem katholischen Orden an und sind Malteser-Ritter. Wie zeigt sich das in Ihrem Alltag?

Die Malteser stehen dort, wo Not ist. Wir versuchen, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Und ich bin christlichen Prinzipien verpflichtet. Ich gehe mit meinen Söhnen am Sonntag in die Kirche und es ist schade, dass wenige Leute dort sind. Es ist eine gewisse Herausforderung, der jungen Generation den Glauben weiterzugeben.

Ihr Onkel Konstantin Spiegelfeld war ein bekannter Universitätsseelsorger und sehr beliebter Pfarrer von St. Johann Nepomuk. Er ist im Vorjahr jung verstorben.

Koni hatte eine sehr verbindende Funktion. Er hat alles für uns gemacht. Aber auch in seiner Pfarre war er da, das haben wir beim Begräbnis gesehen. Er hat mit seinem Glauben und mit seiner Begeisterung viele Menschen angesteckt. Er fehlt uns wirklich sehr. Er war ein fröhlicher Mensch – und auch ein bisschen laut, das habe ich vielleicht von ihm (lacht).

Autor:
  • Sophie Lauringer
  • Stefan Hauser
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