Das Ei des Kolumbus
Die Kirche revidiert ihre Lehre nicht, sie entwickelt sie weiter. Denn sie kann ja aufgrund der permanenten Mediation durch den Heiligen Geist nicht irren. So in etwa lautet ein gängiger Gag unter all jenen, die sich zu sehr der Kirche und zu wenig der Welt verschrieben haben. Doch es geschehen noch Zeichen und Wunder. Denn unlängst erklärte der Vatikan, er rücke von der Idee der Entdeckung Amerikas und dessen Zivilisierung durch die Europäer ab. „Die Entdeckungs-Doktrin ist nicht Teil der Lehre der katholischen Kirche“, hieß es in der Erklärung lapidar. Na bumm. Wie will man das Gérard Depardieu erklären? Wird er sich – nun als unehrenhaft enttarnter Christoph Kolumbus – gar in einem seiner Weinfässer selbst ertränken?
Unbeabsichtigt prophetisch scheint mir die Begründung des Vatikan. Dort liest man, die entsprechenden päpstlichen Schreiben aus dem 15. Jahrhundert seien „nie als Ausdruck des katholischen Glaubens“ angesehen worden. Die katholische Kirche erkenne an, lese ich in einer Pressemeldung, „dass diese sogenannten Bullen nicht angemessen die Rechte und die Würde der indigenen Völker wiedergegeben haben“.
Unbeabsichtigt prophetisch scheint mir die Begründung des Vatikan. Dort liest man, die entsprechenden päpstlichen Schreiben aus dem 15. Jahrhundert seien „nie als Ausdruck des katholischen Glaubens“ angesehen worden. Die katholische Kirche erkenne an, lese ich in einer Pressemeldung, „dass diese sogenannten Bullen nicht angemessen die Rechte und die Würde der indigenen Völker wiedergegeben haben“. Denken wir uns einfach mal ein paar Jahre weiter: Die katholische Kirche ist zu einer Minderheitenkirche geworden, zur kleinen Herde. Die pastorale Not ist so groß, dass man nicht mehr vor gravierenden Reformen zurückschreckt. Zur Begründung heißt es: „Die entsprechenden früheren päpstlichen Schreiben sind nie Ausdruck des katholischen Glaubens“ gewesen und die katholische Kirche erkenne an, dass die damaligen päpstlichen Lehrschreiben „nicht angemessen die Rechte und die Würde der betroffenen Personen“ wiedergegeben haben… Könnte das das dogmatische Ei des Kolumbus im Blick auf künftige Kehrtwenden in der kirchlichen Lehre sein? Wieder mal ein Hirtenhund, der blind im lehramtlichen Nebel stochert? Die Frage muss ich stellen, um eine wackelige Überleitung zu schaffen.
Denn – Stichwort blind: ich bin zum TV-Star avanciert. So kann man es demütig zusammenfassen. Denn tatsächlich hatte ich höchstpersönlich in der letzten Folge der ORF-Serie „Blind ermittelt“ einen Gastauftritt. Vermutlich von den meisten unbeachtet. Ab Minute 26 wurde ich quasi zum Blind(en)-Hund. Denn da wurden (zugegeben: für die Handlung recht belanglos) hunderte „Sonntage“ mit sichtbarer Rückseite auf einer Palette verpackt. Danke, ORF, es war mir eine Ehre! Und an die Chefin: Wenn von den rund 400.000 Zusehern nur jeder zehnte jetzt den SONNTAG abonniert, erwarte ich mir einen Extra-Knochen …