Das Beste aus beiden Welten

Gudrun Sailer: Österreichs Stimme in Rom
Ausgabe Nr. 26
  • Weltkirche
Autor:
Gudrun Sailer berichtet aus Rom über die Weltkirche. Seit 20 Jahren ist die Niederösterreicherin Redakteurin bei Vatican News. ©Vatican News

Über Frauen im Vatikan, den Papst und vieles mehr – sie ist „die“ Österreicherin in den vatikanischen Medien: Wir haben Gudrun Sailer in der deutschsprachigen Redaktion von Vatican News getroffen. Ein Sommergespräch in der Aeterna, wie Rom gerne poetisch genannt wird, am Ufer des Tibers, wenige Gehminuten von der Engelsburg und dem Petersdom entfernt.

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Du bist von deiner Ausbildung her Philosophin – wie bist du katholische Journalistin in Rom geworden?

Gudrun Sailer: Vor 20 Jahren waren zwei Stellen ausgeschrieben bei Radio Vatikan, Ich hatte ein Bewerbungsgespräch in Berlin und eine Probewoche hier – und bin geblieben.

Wie hast du die Sprachhürden genommen?

Ich hatte Italienisch als Freifach in der Schule bei den Englischen Fräulein. Es hat mich sehr begeistert und ich habe es nie aus den Augen verloren. Und so konnte ich die Sprache gleich wieder auspacken.

Gibt es eine deutschsprachige Gemeinschaft im Vatikan und in Rom? Viele denken vielleicht an den Campo Santo, den Friedhof für deutschsprachige Pilgerinnen und Pilger im Vatikan. Es leben einige österreichische Kirchenvertreter in Rom und sind auch im Vatikan tätig, wie Rektor Michael Max vom Priesterkolleg Santa Maria Dell’Anima.

Ja, auch mit Sr. Brigitte Thalhammer von den Salvatorianerinnen tausche ich mich oft aus. An der Anima bin ich Gemeindemitglied. Meine Tochter ministriert und ich darf auch die Lesungen halten. Wir kennen uns und wir beleuchten gemeinsam die Kirche mit Rektor Max. Prinzipiell ist es so: Ich habe wirklich einen Teil meiner Identität erst im Ausland gefunden. Es gibt den Verein der Österreicher in Rom mit Happy Hours in der österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl. Die Kontakte sind sehr hilfreich.

Donne in Vaticano nennt sich ein im Vatikan eingetragener Verein, den du mitbegründet hast. Es arbeiten mehrere hundert Frauen im kleinsten Staat der Welt, man spricht von 20 % der Angestellten.

Das sind zu wenige: Es sind von 5.150 Angestellten mehr als 1.100, also knapp 24 %! Unter Papst Franziskus ist der Anteil an Frauen, die im Vatikan tätig sind, gestiegen. Da unterstelle ich eine Absicht dahinter. Wir haben uns also vor sieben Jahren zusammengeschlossen. Es war das Anliegen, sich auszutauschen, sich kennenzulernen, um zu wissen, wo wir stehen in diesem Priesterstaat. Die Frauenfrage empfinden wir übrigens nicht alle gleich.

Letztes Jahr gab es einen Besuch einer Frauendelegation aus Österreich im Vatikan. Wie ordnest du diese Begegnung ein?

Meine Mutmaßung war, dass es sehr innovativ war. Es sind alle Türen aufgegangen bei Frauen mit Führungsaufgaben. Zum Beispiel mit Sr. Alessandra Smerilli. Sie ist als Untersekretärin die Nummer 2 des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen für den Bereich Glaube und Entwicklung. Es sind manche Anliegen dabei, die auch beim deutschen Synodalen Weg mit dabei sind, schwierige Anliegen, Reformanliegen. Die Österreicherinnen haben das auf den Tisch gelegt. Sie haben aber auch benannt, wo wir an einem Strang ziehen. Das hat für eine Basis gesorgt.

Zu den Reformen nachgehakt: Es geht darum, dass weltweit viele Frauen das Bestreben haben, mehr Verantwortung in der Kirche übernehmen zu können.

Ich glaube, je nachdem in welche Gegend der Weltkirche wir sehen, sieht das Frauenthema ganz anders aus. Und der Vatikan ist dazu da, die Mitte der Weltkirche zu sehen. Die Anliegen sind teilweise ganz anders. In Mittelamerika sind Frauen beispielsweise oft mit Gewalterfahrungen konfrontiert. Da ist der Diakonat der Frauen noch gar kein Thema, da geht es darum, dass die Gewalt gegen sie aufhören muss. Da geht es um Ausbildung oder Gleichberechtigung in der Arbeitswelt.

Wir dürfen auch erzählen, dass du mit deiner Familie in Rom lebst. Lebt ihr in der Familie österreichische Traditionen?

Ich halte die österreichischen katholischen Traditionen schon hoch. Wir nehmen in Italien am Palmsonntag aber beispielsweise Olivenzweige. In Österreich sind ja die Palmkatzerl dann im Herrgottswinkel, bei mir sind es also Olivenzweige an der Haustüre. Und unsere römische Nachbarin hat unseren Brauch übernommen!

Welchen spirituellen Tipp hast du für Rom?

Ich empfehle, frühmorgens in den Petersdom zu gehen. Er sperrt um 7 Uhr auf. Da kann man wirklich die geistliche Atmosphäre dieser Basilika erleben.

Unsere abschließende Frage zur Jahreszeit lautet: Was bedeutet dir der Sommer?

Ich bin, seit ich in Rom bin, im Sommer wahnsinnig gerne in Österreich, weil die Sommer sehr heiß sind. Man kann in Rom aber in 30 Minuten zum Meer fahren. Bei uns gibt es dafür Seen, Flüsse und Freibäder. Und ich kann auf die Berge gehen oder auch einmal zum Heurigen. Ich nutze also das Beste beider Welten, darauf freue ich mich.

Autor:
  • Sophie Lauringer
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