Dann geht dein Licht auf
Fünfter Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 5. Februar 2023Leiden auch Sie manchmal an der Paulus-Amnesie? Das ist ein Gedächtnisverlust, der mit Beginn der zweiten Lesung einsetzt und mit „Wort des lebendigen Gottes“ aufhört. An das dazwischen Gehörte erinnert man sich kaum. Die Ursachen sind vielfältig: sperrige Sprache, entfernte Themen und wenig Bindung zum Text, der daher auch in der Predigt oft unberücksichtigt bleibt.
Die Gefahr ist groß, dieser ‚Krankheit‘ zu erliegen, weil uns der Hintergrund fremd ist. Dabei versucht Paulus genau das Gegenteil zu erreichen, indem er sich in seiner Verkündigung ganz auf den Kern seiner Botschaft fokussiert: Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Für Paulus braucht es nicht mehr, um ein Leben in Gottes Fülle und Gegenwart führen zu können. Gottes rettende Kraft wirkt ausreichend in seiner liebenden Zuwendung, die in Jesus Christus Mensch geworden ist. Dazu braucht es weder spitzfindige theologische Erklärungen noch Gesetze und Vorschriften, die penibel einzuhalten sind. Das heißt aber auch: Gottes Beziehung zu uns ist und bleibt Geschenk. Heil und Erlösung können wir uns nicht ‚verdienen‘ oder ‚erarbeiten‘.
Grenzen überwinden
Die Verlockung war in der Gemeinde von Korinth so verführerisch wie für uns heute: Manche haben versucht, eine komplizierte theologische Lehre zu etablieren, die nur für wenige verständlich und lebbar war. Auf das Bekenntnis zu einem als Verbrecher Hingerichteten konnte man hingegen leicht verzichten. Dass Paulus einen anderen Weg geht, der die Beziehung zu Christus ins Zentrum rückt, ist es auf jeden Fall wert, nicht mit Ende der Lesung vergessen zu werden.
1. Lesung Jesája 58,7–10
Ein Leben in der Gottesbeziehung bedeutet, sich den anderen zu öffnen, Not zu lindern und in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen – dann wird es auch in meinem Leben hell.
So spricht der Herr: Brich dem Hungrigen dein Brot, nimm obdachlose Arme ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deiner Verwandtschaft. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie das Morgenrot und deine Heilung wird schnell gedeihen. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du Unterjochung aus deiner Mitte entfernst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemandem übel nachredest, den Hungrigen stärkst und den Gebeugten satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.
Psalm 112 (111),4–5.6–7.8–9
Im Finstern erstrahlt er als Licht den Redlichen:
Gnädig und barmherzig ist der Gerechte.
Glücklich ein Mann, der gnädig ist und leiht ohne Zinsen,
der nach dem Recht das Seine ordnet.
Niemals gerät er ins Wanken;
ewig denkt man an den Gerechten.
Er fürchtet sich nicht vor böser Kunde,
sein Herz ist fest, auf den HERRN vertraut er.
Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nicht,
er wird herabschauen auf seine Bedränger.
Reichlich gibt er den Armen,
seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer,
seine Macht steht hoch in Ehren.
2. Lesung 1. Korinther 2,1–5
Im Zentrum unseres Glaubens steht das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.
Ich kam nicht zu euch, Schwestern und Brüder, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Geheimnis Gottes zu verkünden. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten. Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch. Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte,
sondern auf die Kraft Gottes.
Evangelium Matthäus 5,13–16
Die Zusage Jesu gibt Mut: Wie Salz sorgen wir für die Würze in dieser Welt und tragen dazu bei, dass Gutes frisch und genießbar bleibt. Wie durch eine Kerze wird die Welt um uns herum heller.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net