Dankfest für den Kardinal
Festmesse im StephansdomIn tiefer Dankbarkeit, nachdenklicher Rechenschaft und gläubiger Hoffnung hat Kardinal Christoph Schönborn die Festmesse gefeiert. Was bleibt in Erinnerung? Die Predigt des Wiener Erzbischofs mit einem positiven Blick auf Österreich: „Danken wir, dass wir in Frieden leben dürfen. Es ist keine Selbstverständlichkeit.“ Sein Aufruf für ein „Gelingen des gesellschaftlichen Miteinanders von Eingesessenen und Dazugekommenen: Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit. Es kann auch unser Schicksal werden.“ Und am Ende der Predigt: „Mein größter Wunsch: Das gegenseitige Wohlwollen soll nie verloren gehen, auch wenn wir Konflikte haben.“ Aber auch die ehrliche Bilanz mit den hohen Kirchenaustrittszahlen und der Sorge, dass wir uns einem weit verbreiteten religiösen Analphabetismus nähern. So sei es dennoch „seltsam“, dass sich zwei Drittel der Bevölkerung „wünschen, dass Österreich weiter ein christliches Land bleibt. Wie soll das alles zusammengehen?“
Kardinal Schönborn: Ein Brückenbauer für Österreich
In einem weiteren Teil der Predigt betonte er: „Dankbar bin ich, dass in Österreich ein so gutes Miteinander der Religionen herrscht. Auch das ist nicht selbstverständlich.“ Als Vertreter des offiziellen Österreich würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer mehrfach gelobten Rede Kardinal Schönborns Rolle in Religion, Gesellschaft und Politik. Der Kardinal sei der „österreichische Brückenbauer“, der „Pontifex austriacus“: „Sie sind ein Mann des Zuhörens, ein Mann des Dialogs, ein Mann des Friedens.“ Aber der Wiener Erzbischof stehe immer auf der „Seite der Schwachen, der Ausgegrenzten, der Benachteiligten. Nicht immer zur Freude der Mächtigen“, so Van der Bellen. Kardinal Schönborn habe sich immer für Menschen eingesetzt, die am Rande stehen. „Entsprechend den Werten des Evangeliums: Mitgefühl, Nächstenliebe, Sorge für die Armen, Zuwendung zu den Notleidenden“, so der Bundespräsident, der daran erinnerte, dass der Wiener Erzbischof selbst Flüchtlinge aufgenommen und immer wieder Asylsuchende unterstützt habe. Und: „Wann immer man Ihnen zuhört, ist auch spürbar: Sie sind ein Mann des Glaubens.“
Emotionale Feier für den Kardinal
Emotionaler Höhepunkt war der Segen für den Kardinal, wo auch schon einige Tränen vergossen wurden. Der Abschied fällt nicht leicht, das Fest dazu war gelungen, zu Herzen gehend – eine umfassende Würdigung für 30 Jahre Dienst. Und die Kirche zeigte wieder einmal, dass sie weiß, wie Feiern geht – von der Musik über die Liturgie bis zur Freude aller, die mit dabei waren: die Familie, Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Altbundespräsident Heinz Fischer, mehr als 130 Ministrantinnen und Ministranten und viele Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter.
Dank und Lob für das Lebenswerk des Kardinals
Hervorzuheben ist der frühere Generalvikar Helmut Schüller, der über Kardinal Schönborn meinte: „Den schwierigen Anfang hat er sehr gut gemeistert. Dann hat er die Kirche sensibel gemacht für die Vermeidung von sexuellem Missbrauch. Da ist er wirklich vormarschiert und hat nicht gefragt, was die Leute hören wollen, sondern was sein soll.“ Bischof zu sein, bedeute schließlich nicht nur öffentlich interessante Themen abzuarbeiten, sondern vieles tun, was überhaupt nicht aufgefallen sei wie etwa der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen: „Ich glaube, er hat das sehr gut gemacht.“ Und aus dem Kreis der Bischöfe meinte Hermann Glettler aus Innsbruck: „Ich war in der Bischofskonferenz froh über seinen Weitblick. Ich werde mich bemühen, dass ich ihn öfter sehen kann zu schönen Gesprächen.“ In diesem Sinn: ein Dank von und für alle mit viel Applaus im Dom, dem Herzen Österreichs. Oder wie es der Kardinal in seiner Predigt sagte: „Miteinander ist es gegangen.“