Die schrullige Clown-Figur mit Herzenswärme
Gwendolin GrübelRegelmäßig verwandelt sich Constanze Moritz in die schrullige Clown-Figur "Gwendolin Grübel". Von Gwendolin hat die 51-jährige Erwachsenenbildnerin schon sehr viel gelernt. Vor 15 Jahren entdeckte Constanze Moritz, wie viel Spaß es ihr macht, zum Clown zu werden. Daraufhin absolvierte sie in Deutschland eine Clown-Schule.
Frau Moritz, auf der Bühne sind Sie Gwendolin Grübel. Wie würden Sie Gwendolin beschreiben?
Sie ist ein bisschen schräg, hat ein kindliches Gemüt und ein großes Herz. Und sie staunt sehr gern. Das ist es auch, was Clowns eigen ist: Es ist, als würden sie alles das erste Mal erleben. Auch Alltägliches wird so zum Wunder.
Ist Gwendolin Ihr Alter Ego, eine Freundin oder eine Rolle, in die Sie schlüpfen, die mit Ihnen aber nichts gemeinsam hat?
Beim Clownen geht es nicht wie im Theater darum, eine Rolle einzulernen. Die Clownfigur entsteht vielmehr aus der Auseinandersetzung mit sich selbst, auch mit den eigenen Schwächen und jenen Seiten, die man sonst eher versteckt. Ich sage immer: Ich habe Gwendolin meine schrulligen und wenig gesellschaftsfähigen Teile übergeben. In diesem Sinne ist Gwendolin ein Teil von mir.
Bei Ihren Auftritten und Seminaren wollen Sie ‚ernsthafte Leichtigkeit‘ vermitteln. Wie tiefgründig können Clowns sein?
Ein Clown hat immer auch etwas Ernsthaftes an sich. Gleichzeitig geht es in meinen Seminaren um Humor, der eine Ressource zur Stressbewältigung sein kann. Ich denke, das ist kein Widerspruch: Es braucht Bodenhaftung und Leichtigkeit, um gut durch das Leben zu gehen. Selbst bin ich eigentlich ein eher ernsthafter Mensch, gar nicht der ‚heppi-peppi-Sonnenschein-Typ‘. Aber ich bin überzeugt davon, dass in jedem von uns die Qualität des Clowns steckt, die wir entdecken können. Der Clown bringt eine positive Grundhaltung mit, sagt grundsätzlich einmal ‚Ja!‘, geht alles sehr entschleunigt an. Davon können wir uns viel abschauen.
Sie treten als Gwendolin Grübel viel im kirchlichen Kontext auf.
Sowohl in katholischen als auch evangelischen Gemeinden. Erst gestern hatte ich einen Auftritt in einer evangelischen Pfarre, bei dem es um die Erzählung von Lazarus ging. Sterben, Trauer, Zweifel, Vertrauen sind in dieser Bibelstelle die gar nicht so einfachen Themen. Was besonders schön ist: Der Clown spricht weniger den Verstand an, sondern berührt das Herz. Seine Kunst ist es, auch in ein schweres Thema etwas Leichtes zu bringen. Einmal zum Beispiel hat Gwendolin Grübel ihre Sicht zu einer biblischen Heilungsgeschichte erzählt und gefragt, wer denn bei uns ‚aussätzig‘ ist und wem Jesus die Hand ausstreckt. Das war sehr berührend.
Inwiefern stehen Ihre persönliche Spiritualität und Ihr Clown-Sein in Verbindung?
Sehr stark. Ich lerne durch Gwendolin das dankbare Staunen über das Leben, über die kleinen Wunder des Alltags. Ich lerne auch, dass ich mit meinen Fehlern und Schwächen und in meiner Mittelmäßigkeit geliebt bin. Dass es gut ist, wie ich bin. Das hat für mich viel mit Spiritualität zu tun. Ebenso wie das im Hier und Jetzt Sein. Der Clown ist immer im gegenwärtigen Moment und damit auch in der Ewigkeit. Denn die Gegenwart ist der Moment, in dem ich mit Gott, mit dem lebendigen Du in Verbindung sein kann.
„Der Clown bringt eine positive Grundhaltung mit, sagt grundsätzlich einmal ‚Ja!‘“
Constanze Moritz
Spiritualität hat oft eine Schwere, dabei darf man auch mit einem Lächeln in der Kirche sitzen und schmunzeln.
Constanze Moritz
Alter: 51
Lebensmotto: Es darf auch leicht sein.
Gott ist für mich: ein liebendes Gegenüber.
Sonntag bedeutet für mich: Tag der Ruhe.
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