Cathérine Labouré
Das geheime Wirken einer Heldin des AlltagsMillionen von Menschen pilgern alljährlich in die Pariser Rue du Bac im noblen
7. Pariser Stadtbezirk unweit des Louvres und der Seine. Ihr Ziel im Herzen der französischen Hauptstadt ist die „Chapelle Notre-Dame-de-la-Médaille-miraculeuse“. Die Kirche „Unserer Lieben Frau von der Wundertätigen Medaille“ ist einer der bedeutendsten Marienwallfahrtsorte der Welt.
1830 hatte hier die junge Ordensfrau Cathérine Labouré (1806–1876) aus dem Vinzentinerorden mehrere übernatürliche Begegnungen: In einer Julinacht im Jahr 1830 hörte sie eine Stimme, die sie aus dem Schlaf holte. Ein Kind, in dem sie ihren Schutzengel sah, sagte: „Schwester, Schwester! Komm in die Kapelle. Die Jungfrau Maria wartet auf dich.“ Cathérine folgte dem Kind. Im Vorübergehen entzündeten sich die Lichter und die Türen der Kapelle öffneten sich. In der Kapelle hörte die junge Nonne etwas „wie das Rascheln eines seidenen Kleides“ und sah eine Dame, die sich in den Sessel des Priesters setzte. Sie sagte zu ihr: „Mein Kind, der liebe Gott möchte dir einen Auftrag erteilen. Es ist mühevoll …, du wirst Widerspruch erregen, aber auch Gnade erhalten. Hab‘ keine Angst.“
Die Botschaft der Medaille: Nimm vertrauensvoll Zuflucht bei Maria
wei Mal noch wiederholte sich das Ereignis. Die Gottesmutter erteilte Cathérine den Auftrag, eine Medaille prägen und verteilen zu lassen – und beschrieb im Detail deren Vorder- und Rückseite. Heute wissen wir: Das Medaillon zeigt Maria auf dem Erdball stehend und aus ihren offenen Händen Strahlenströme der Gnade auf die Erde ausgießend. Die Rückseite zeigt ein großes „M“, darüber ein Kreuz, darunter das mit einer Dornenkrone umfasste Herz Jesu und das vom Schwert durchbohrte Herz von Maria, das Ganze umgeben mit zwölf Sternen. „Wer dieses Medaillon mit Vertrauen trägt, der wird große Gnaden empfangen“, hatte Maria in der Vision versprochen. Die Medaille enthält zudem das Gebet: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen“, das von den „Trägern“ vertrauensvoll gebetet werden soll.
Beichtvater und Bischof waren zunächst skeptisch. Erst zwei Jahre nach Cathérines Visionen wurden die ersten Medaillen angefertigt. Die Vinzentinerinnen verteilten diese an alle Besucher, an Arme, Alte und Kranke. Als kurz darauf in Paris die Cholera ausbrach, häuften sich Berichte über unerklärliche Heilungen. Bald wurde der kleine Anhänger „die Wundertätige Medaille“ genannt und verbreitete sich weltweit.
Cathérine Labouré hatte über die Erscheinungen zeitlebens geschwiegen und sich nur ihrem Beichtvater anvertraut. Dieser gab die Prägung der Medaille in Auftrag. Über Jahrzehnte arbeitete die Ordensfrau, die aus einer Bauernfamilie stammte, als Pflegerin in einem Altenheim für Männer und war auch in der Küche sowie an der Pforte tätig. Dabei galt sie als praktisch veranlagte Heldin des Alltags, bekannt für ihre Sorge um die Kranken und den wertschätzenden Umgang mit den Mitschwestern. Erstaunlich: Sie trat nicht wegen einer herausragenden Form der Frömmigkeit hervor. Eine Mitschwester, die Verdacht geschöpft hatte, dass
Sr. Cathérine hinter der „Wundertätigen Medaille“ stehen könnte, beobachtete sie, kam aber zu dem Schluss: Die kann es nicht sein, die ist zu wenig mystisch.
Ausgerechnet die „Hühnerschwester“
Im Alter kümmerte sich Cathérine um die Hühner des Ordens. Kurz vor ihrem Tod vertraute sie sich der Hausoberin an. Diese soll aus allen Wolken gefallen sein: Die „Hühnerschwester“ war jene Seherin, die mit der „Wundertätigen Medaille“ eine Weltbewegung angestoßen hatte. Sr. Cathérine Labouré wurde 1947 heiliggesprochen. Ihre Medaille wird heute auf der ganzen Welt getragen.