Caspar David Friedrich: Malerei als Gebet

250 Jahre
Ausgabe Nr. 35
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„Das große Gehege“ von Caspar David Friedrichs
Blick in die Weite: Caspar David Friedrichs Meisterwerk „Das große Gehege“ (1832). ©Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Entdecken Sie zum 250. Geburtstag vom Romantiker Caspar David Friedriech die religiöse Dimension in seinem Schaffen, das heute noch berührt und inspiriert.

Fast wäre er in Vergessenheit geraten, heute faszinieren seine Werke durch ihre Klarheit und Intensität: 2024 jährt sich der Geburtstag von Caspar David Friedrich zum 250. Mal. Das Jubiläumsjahr lädt ein, die religiösen Tiefendimensionen in den Gemälden des deutschen Romantikers zu entdecken. 

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Eine melancholische Dämmerung

Die Dämmerung legt sich über die weite Landschaft. Der Blick wandert über eine weite Ebene, die in der Ferne von Baumreihen abgeschlossen wird. Über den schon dunklen Bäumen gleiten von der Abendsonne durchleuchtete Wolken dahin. Im Vordergrund ist eine Flusslandschaft bei Niedrigwasser mit Sand- und Schlamminseln zu sehen. Das Gemälde „Das große Gehege“ (1832) von Caspar David Friedrich vermittelt eine stille, fast melancholische Atmosphäre. Das Werk steht wie viele andere Bilder des Künstlers für die religiöse Dimension, die sich durch das Schaffen des Künstlers zieht.

Ein Spiegel der göttlichen Schöpfung

Caspar David Friedrich kam am 5. September 1774 in Greifswald als Sohn eines Kerzengießers zur Welt. Sein Werk wird heute zunehmend auch im Hinblick auf die Spiritualität des Künstlers gedeutet. Friedrichs Gemälde möchten den Betrachtern die Möglichkeit geben, „über den ästhetischen Nachvollzug eigene religiöse Erfahrungen zu machen“, ist etwa der Kunsthistoriker Werner Busch überzeugt. Friedrich war Lutheraner und die lutherische Kreuzestheologie habe einen wichtigen Einfluss auf sein Kunstschaffen gehabt. Mit dem Kreuz kam Caspar David Friedrich schon als Kind im Greifswalder Dom in Berührung. Es spielt in vielen Gemälden des Künstlers eine Rolle, so in „Das Kreuz im Gebirge“ für den Tetschener Altar. 

„Himmelmalen ist für ihn wie Gottesdienst.“

Greifswald, Dresden, die Insel Rügen, das Riesengebirge, der Harz sowie Nordböhmen sind wichtige Stationen im Leben Friedrichs und haben sein malerisches Schaffen wesentlich geprägt. Dort entstanden seine Skizzen, die er später in seinem Atelier vor seinem inneren Auge zu Sinnlandschaften verband. Für Friedrich war die Natur nicht einfach nur eine Ansammlung von Bäumen, Bergen und Flüssen – er sah in ihr einen Spiegel der göttlichen Schöpfung, einen Ort, an dem man dem Unendlichen begegnen konnte. Ein berühmtes Zitat von Friedrichs Frau, die davon berichtete, dass man den Maler beim Malen in seinem Atelier nicht stören dürfe, lautet: „Himmelmalen ist für ihn wie Gottesdienst.“

Die menschliche Figur als Brücke zum Transzendenten

Ein zentrales Element in Friedrichs Werk ist die Darstellung der menschlichen Figur, oft in Rückenansicht, wie im berühmten „Wanderer über dem Nebelmeer“ (1818). Diese Rückenfiguren, die den Betrachter dazu einladen, ihre Perspektive einzunehmen, gelten als Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach dem Transzendenten. Der Blick in die Weite, in die unendliche Natur, wird zu einer Art Gebet, einem stillen Dialog mit dem Göttlichen.

Religiöse Symbolik und die Suche nach dem Unendlichen

Friedrich gilt heute als einer der bedeutendsten Maler der deutschen Romantik. In dieser wurde Religion als individuelle Erfahrung aufgefasst, mit „Sinn und Geschmack für die Unendlichkeit“, wie es der Theologe Friedrich Schleiermacher (1768–1834) formulierte, der Friedrich einlud, seine Bilder in Berlin auszustellen. Friedrichs Werke sind voller religiöser Symbolik: So stehen beispielsweise die dunklen, oft kahlen Bäume in seinen Gemälden für Vergänglichkeit und Tod, während das Licht am Horizont Hoffnung und Erlösung symbolisiert. Kirchen und Kreuze am fernen Horizont scheinen mit dem Himmel zu verschmelzen. Auch in von Friedrich gemalten Alltagsszenen ist es oft ein Lichtschein, der dargestellten Figuren den Weg weist und Vertrauen gibt. 

Das Vermächtnis eines vergessenen Meisters der Romantik

Caspar David Friedrich starb am 7. Mai 1840 in Dresden. Beinahe völlig in Vergessenheit geraten, wurde sein Schaffen Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Seine Bilder sind Meisterwerke der Romantik und Zeugnisse einer tiefen spirituellen Suche. In einer von Unsicherheit und medialer Reizüberflutung geprägten Welt können seine Werke einen Ort der Ruhe bieten und einladen, innezuhalten. 

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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