Brannte uns nicht das Herz

Wie miteinander sprechen – Teil 1
Ausgabe Nr. 39
  • Spiritualität
Autor:
Auch um das Feuer herum entstehen tiefe Gespräche. ©Fotovika/Shutterstock
Georg Nuhsbaumer ist Leiter des Bereichs „Christlich inspirierte Führung und Organisationskultur“ im Kardinal König Haus. ©Kardinal König Haus

Beinahe 500 Personen nehmen am weltweiten Synodentreffen von 4. bis 29. Oktober in Rom teil. Damit sie einander trotz verschiedener Sprachen, Hintergründe und Meinungen zuhören können und das Treffen Früchte trägt, praktizieren sie die „spirituelle Konversation“. Was das ist und wie sie auch in kleineren Gruppen gelingen kann, zeigt diese Serie.

Am Ostertag brechen zwei Jünger von Jerusalem nach Emmaus auf. „Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte“, heißt es im Evangelium (Lukas 24, 14). Jesus gesellt sich zu ihnen. Im Laufe ihres Gespräches machen sie die Erfahrung, dass in ihrem Austausch ein tieferes Verständnis wächst für das, was sich ereignet hat, dass sich eine neue Perspektive für ihre Zukunft eröffnet und sie tiefe Gemeinschaft erfahren. Was der Evangelist Lukas hier beschreibt, kann man als „spirituelle Konversation“ bezeichnen.

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Jeder Mensch ein „Wort Gottes“

Spirituelle Konversation ist ein Begriff, der in den letzten Jahren im Kontext einer synodalen Kirche an Bedeutung gewonnen hat. Er hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir miteinander sprechen und reflektieren, zu verändern. Das Grundlegendste, was Menschen miteinander tun, ist kommunizieren. Sprache hilft, Beziehungen aufzubauen und zu erhalten, dazuzulernen oder überhaupt zu denken und die Wirklichkeit zu erfassen.

Mit dem Blick des Glaubens betrachtet, vollzieht sich in der menschlichen Begegnung und im Gespräch etwas Besonderes: Gott offenbart sich nicht nur in der Schöpfung insgesamt, in Jesus Christus, in seinem Wort und seiner Kirche, sondern auch in den individuellen Erfahrungen eines jeden Menschen. In diesem Sinn kann man sagen, dass in der Begegnung mit anderen jeder Mensch „ein kleines Wort Gottes“ sein kann, weil Gott in der Welt und in jeder Person gegenwärtig ist. Diese Formulierung wird Karl Rahner zugeschrieben.

Das Gespräch als geistliche Quelle

Im Hören auf die anderen und auf meine eigenen inneren Regungen kann ein Gespräch zu einer geistlichen Quelle werden und Gottes Wirken und Willen erahnen lassen. Im Spüren zum Beispiel von Dankbarkeit, Sehnsucht oder Trauer in einem Gespräch können wir uns für das Wirken Gottes öffnen. Wir können Mitwirkende Gottes werden, indem wir Unterscheidungsfähigkeit entwickeln, bewusste Entscheidungen treffen und entsprechend handeln.

Zuerst hören

Spirituelle Konversation ist eine strukturierte Gesprächsmethode, die das Hören in den Mittelpunkt stellt, sowohl das gegenseitige Hören aufeinander als auch das gemeinsame Hören auf Gott. Es geht darum, Gespräche so zu führen, dass sie Gottes Wirken in unserer Mitte erkennen lassen. Diese Art und Weise des miteinander Sprechens und aufeinander Hörens ist der Kern dessen, was Papst Franziskus mit synodalem Vorangehen als Kirche meint.

Methode für synodale Kirche

Spirituelle Konversation ist mehr als ein Gespräch über spirituelle Themen. Sie ermöglicht es Menschen, sich auf der Herzensebene miteinander zu verbinden, ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen und gemeinsam auf dem Weg zur Erkenntnis voranzukommen. Spirituelle Konversation kann unter Freunden, Eheleuten oder in Familien stattfinden, in einem Bibelkreis, einer Gebetsgruppe, einem Pfarrgemeinderat. Führen wir dort solche Gespräche? Was wäre dann anders? Wie könnte das gehen?

Autor:
  • Georg Nuhsbaumer
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