Bibeln, Irrwege – und die Freiheit
Eine Schulbezirksbehörde im US-Staat Utah hat nun die Bibel aus den Schulbibliotheken für 6 bis 14-Jährige verbannt. Seit 2022 erleichtert es dort ein Gesetz den Eltern, das Entfernen von Büchern problematischen Inhalts (Sex, Gewalt, Vulgäres etc.) zu beantragen. Ein Vater hatte die Bibel beanstandet. Das Bibliothekskomitee hat ihm für die jüngeren Schüler Recht gegeben. Allerdings ist die Sache noch nicht rechtskräftig, auch wenn das Komitee schon die sieben bis neun aufgefundenen Bibelexemplare aus den Bibliotheken entfernt hat.
Das Ganze wirft ein Schlaglicht auf den Kulturkampf in den USA, wo immer mehr Bundesstaaten Gesetze beschließen, die den Eltern mehr Vetos bei der schulischen Erziehung ihrer Kinder geben wollen. 2022 gab es daher schon zehnmal mehr Buchbeanstandungen als noch zwei Jahre zuvor. Meistens trifft es Bücher, die konservativere Eltern als Propaganda für Trans- oder Homosexualität ansehen. Der Bibelbann ist nun eine Retourkutsche, die in Utah aber offenbar recht locker genommen wird. Die Bibel sei für jüngere Kinder ja wirklich eine herausfordernde Lektüre und werde traditionellerweise in den USA „am besten zuhause im Familienkreis gelehrt und verstanden“, schrieb etwa der republikanische Abgeordnete Ken Ivory auf Facebook.
Das gibt Gelegenheit, sich daran zu erinnern, dass unsere Kirche viele Jahrhunderte lang den Gläubigen verboten hatte, die Bibel in (oft auch nur lateinischer) Übersetzung zuhause zu haben und ohne Aufsicht von Klerikern zu lesen. Man befürchtete, dass ketzerische Ideen der Übersetzer oder auch eigene Schlussfolgerungen die Leser in Irrwege führten könnten. Dieses Risiko ist real; und doch hat man letztlich auch bei uns erkannt, dass der Freiheit – die ja immer riskant ist – auch hier der Vorzug zu geben ist.