Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Spiritualität

Glauben leben
Ausgabe Nr. 11
  • Meinung
Autor:
Die Bewahrung der Schöpfung ist Christine Wogowitsch seit Kindheitstagen ein Herzensanliegen. ©privat

Christine Wogowitsch ist seit Jänner Präsidentin des Vereins Pilgrim. Inspiration sind der 67-jährigen evangelischen Christin die Tageslosungen, Bibelworte für jeden Tag.

Pilgrim ist ein Verein, der ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Spiritualität schaffen möchte und dafür Projekte in Schulen, Pfarrgemeinden oder Bildungshäusern durchführt. Christine Wogowitsch ist seit zwanzig Jahren dabei.

Frau Wogowitsch, Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen von Pilgrim. Wie setzen Sie es in Ihrem persönlichen Alltag um?

Meine Eltern hatten eine Landwirtschaft, ich bin also mit der Schöpfung und der Verantwortung für diese groß geworden. Auch als Vizerektorin an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik war das Thema Nachhaltigkeit sehr zentral für mich. In meinem Alltag möchte ich niemanden belehren, sondern durch mein persönliches Tun Vorbild sein. Zum Beispiel indem ich regional und saisonal einkaufe oder in meinem Garten Lebensmittel produziere, die ich verarbeite oder auch verschenke, etwa an die Pfarrgemeinde oder an die Lebenshilfe. Die Natur ist für mich Kraftquelle. Ich bin unglaublich dankbar für alles, was sie uns schenkt. Und das, obwohl wir nichts dazu beitragen. Im Gegenteil, wir nutzen sie aus, verschmutzen die Meere, verschwenden Wasser, zerstören so viel. Trotzdem bekommen wir von ihr so reiche Gaben.

Spiritualität ist ebenfalls ein Pfeiler von Pilgrim. Sie sind evangelische Christin und als solche die einzige in Wildungsmauer. Wie sieht Ihr Glaubensleben in der ‚Diaspora‘ aus?

Hier im Ort kann ich mein Glaubensleben mit meinen katholischen Schwestern und Brüdern gestalten. Das funktioniert sehr gut, weil wir Ökumene in der Region stark leben. Der evangelische Pfarrer meiner Gemeinde in Bruck an der Leitha ist zum Beispiel mit einer Katholikin verheiratet, die wiederum in ihrer Pfarre Organistin ist. Wir feiern gemeinsam, organisieren Veranstaltungen. Ich besuche hin und wieder auch im Ort den katholischen Gottesdienst. Ich pflege den Pfarrgarten in Bruck an der Leitha und besuche zwei Personen in der Wohngemeinschaft der Lebenshilfe in Bruck an der Leitha und hole sie für den Gottesdienst ab.

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Was sind Ihre Inspirationsquellen?

In der evangelischen Kirche gibt es die sogenannten Tageslosungen, das sind für jeden Tag je ein Vers aus dem Alten und einer aus dem Neuen Testament. Diese Verse inspirieren mich, meinen Tag zu gestalten und mein christliches Leben zu überprüfen. Erst kürzlich zum Beispiel war die Losung aus Matthäus 10,27: „Was euch gesagt wird in das Ohr, das verkündigt auf den Dächern.“ Konkret zum heutigen Bibelwort frage ich mich, ob ich wirklich danach lebe und meinen Beitrag zur Verkündigung in der Form leiste, dass das Evangelium auch von den Dächern gehört wird.

Noch einmal zurück zu Pilgrim. Gibt es ein Projekt, das Ihnen aus zwanzig Jahren in besonderer Erinnerung geblieben ist?

ch denke da an ein Schulprojekt in Mattersburg: Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen gestalten einen Garten und produzieren Lebensmittel. Das Tolle ist: Ein Pilgrim-Projekt wirkt oft als Initialzündung, sodass sich die Beteiligten fragen, was sie noch alles tun können.

„Die Natur ist für mich Kraftquelle. Ich bin unglaublich dankbar für alles, was sie uns schenkt."

Christine Wogowitsch

Mir als Präsidentin ist es ein Anliegen, die Projekte besser zu vernetzen und Institutionen, die mitmachen möchten, noch besser zu begleiten. Dabei sind wir übrigens von Mitgliedsbeiträgen abhängig. Je besser unsere finanzielle Situation ist, umso mehr können wir in Materialien investieren. Bei Pilgrim ist es immer sehr spannend zu sehen, wie Menschen, die mit unterschiedlichen Privilegien und Ressourcen ausgestattet sind, ihren Beitrag leisten. Und es wird deutlich, dass kleine Schritte schon viel bewirken können.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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