Beim Senf fasten – tut richtig gut!
Der allgemeine Sprachgebrauch verwendet den Begriff „Predigt“ eigentlich nur mehr in der Kombination „Strafpredigt“. In der Kirche ist das anders, da ist Predigt oftmals keine Strafe. Auch wenn ich Priester kenne, die pro Gottesdienst sogar dreimal predigen: bei der Begrüßung, nach dem Evangelium und vor dem Schlusssegen.
In unserer Erzdiözese tut sich grad einiges in Sachen Predigt. So hat das Pastoralamt einen Predigt-Contest ausgeschrieben. In der Dominikanerkirche in Wien halten junge Dominikaner an sechs Samstagen in der Fastenzeit (und am heutigen Sonntag) historische Predigten aus 800 Jahren ihrer Ordensgeschichte – mit anschließendem Gespräch über Form und Inhalt. Und ebenfalls ab diesem Wochenende präsentiert der Youtube-Kanal der Erzdiözese zu jedem Sonntagsevangelium eine Kurzpredigt von Domkurat Konstantin Reymaier, der in der Youtuber-Welt schon als begnadeter Organist seine Fangemeinde hat.
Aber, werden sie vielleicht einwenden, ist denn Predigen überhaupt noch ein taugliches Format für das 21. Jahrhundert? Einer spricht, und alle anderen hören stumm zu und tragen nichts bei: weder Applaus, noch Buhrufe, keine Likes oder Postings. Ich liebe es vielleicht gerade deshalb, guten Predigten zuzuhören. Ich muss nicht darüber nachdenken, welchen Senf ich dazu geben möchte. Ich kann mich aufs Hören beschränken, auf die Annahme dieses Geschenks aus Gedanken, Inspiration und der Weisheit der Kirche, die den Prediger ausgebildet und beauftragt hat. Das reine Hören mag ich vielleicht deswegen so, weil ich ohnehin dauernd als Pressesprecher selber was sagen muss. Aber ich denke, dieser kurze Verzicht aufs Mitreden und Kommentieren tut uns allen gut, nicht nur in der Fastenzeit.