Aus dem Evangelium nach Ogris
Österreich ist ein heißes Pflaster für Kolumnisten. Ständig steht man in der Gefahr, sich die Pfoten an brennheißen Storys zu verbrennen. So auch dieser Tage der erhitzten Scheindebatten über kanzler-geadelten Nahrungsersatz zu 1,40 Euro. Denn eigentlich bietet ja schon des Nehämmerchens moralischer Offenbarungseid genug Fleisch(ersatz) für kolumnistische Annäherungen als Bürger an den Burger. Aber dass quasi zeitgleich das SORA-Institut mit einer angeblich fehlgeleiteten Mail ein Konzept für die SPÖ und deren „Projekt Ballhausplatz 2.0“ leakt, das lässt mich dann doch sprachlos zurück. Und mit dem Verdacht, dass am Ende alles irgendwie miteinander zusammenhängt. Österreich eben.
2017 kursierten Dokumente über die Strategie, mit der die Volkspartei angeblich ihr „Projekt Ballhausplatz“ verfolgte. Fokussiert auf Sebastian Kurz sollte das Narrativ des Neuanfangs errichtet werden. Ein braves Sandkastengeplänkel gegenüber dem nunmehrigen SORA-Plan, der die SPÖ auf eine kryptoreligiöse Mission schicken wollte: Die „Hoffnung auf Erlösung“ solle geschürt werden, heißt es angeblich im Evangelium nach Ogris. Dazu ein wenig Messianismus mit Heilsbringer Babler im Mittelpunkt: „Er liebt die Menschen, er ist gern unter Menschen, er fühlt sich ihnen nahe und verbunden.“
Inzwischen aber keimt in mir ein ganz anderer Verdacht: Vielleicht war ja gar nicht die SPÖ das Ziel dieser vermeintlichen Strategie. Vielleicht ging es SORA nur um ein Bewerbungsschreiben in unsere Richtung. Liebe Kirche, seht her, wir können auch einen auf Werte, auf Moral, auf lieb und so machen. Und wenn wir jetzt ohne ORF-Aufträge dastehen und auch der Babler-Bub uns nicht will, dann schenkt uns doch bitte euer Vertrauen. Gemeinsam schaffen wir’s aus dem Imagekeller. Alles eine Frage der Befragungstechnik. Und des Budgets …
Vielleicht sollte ich auch rasch ein Meinungsforschungsinstitut aufziehen. Ein Institut für notorische Nonsens-Forschung Austria. Kurz: NONA. Studienideen hätte ich auch bereits: 1) Sollte die Schweizergarde als Schutzmacht Österreichs Neutralität verteidigen? 2) Sollte der Nordturm des Stephansdoms fertig gebaut werden als „Fabers Castell“? 3) Sollte das Fach „Gender-Gaga“ in katholischen Privatschulen zum Pflichtfach werden? Und als Bonus-Studie: Wozu braucht es eine Katholische Aktion ohne erkennbare Aktion? Ich werde über das Projekt NONA nachdenken. Bei zwei, drei Burgern.