Auferstehung in vielerlei Hinsicht
BuchtippsOstern endet nicht schon mit dem Ostersonntag. Ostern dauert an, jeder Sonntag ist (wie) ein kleines Osterfest. In jeder Eucharistiefeier bekennen die Mitfeiernden: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Als österliche Menschen lassen sich die Christen von der Auferstehung (Jesu) inspirieren und motivieren.
Spirituelles Leben
Christoph Benke, Studierendenseelsorger in Wien, entwirft in seinem jüngsten Buch „Leben im Übergang“ eine Theologie des geistlichen Lebens, die sich am roten Faden der Bibel orientiert, mit Verweisen auf große christliche Gestalten sowie konkreten Anregungen für die geistliche Praxis. Strukturiert wird das Buch durch die fünf Abschnitte „Heraus – Aufbruch“, „Hindurch – Durchgang“, „Hinauf – Aufstieg“, „Hinab – Abstieg“ und „Hinüber – Übergang“, ausgerichtet am Weg des Volkes Israel und am Weg Jesu. Das Buch beginnt mit dem Garten Eden (Genesis 2) und endet mit dem Garten der Endzeit, wo sich die erste Begegnung des Auferstandenen vor Maria von Magdala ereignet hat (Johannesevangelium 20).
Das Buch bietet einen sehr guten Aufbau: Pro Abschnitt wird auf einen Text der Bibel Bezug genommen, in dem ein Ort eine Rolle spielt, etwa das „Obergemach“ der Jerusalemer Urgemeinde (S. 152-157). Dann wird jeweils dieser Text „durchsichtig“: Auf welches Thema des geistlichen Lebens verweist dieser Ort? Im konkreten Fall wird über „Communio-Spiritualität“, über „Kirchliche Spiritualität“, über „Neue Geistliche Gemeinschaften“ und das „Gebet in der apostolischen Kirche“ nachgedacht. Eine exemplarische große Gestalt bzw. Heilige wird kurz vorgestellt, in diesem Fall Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolarbewegung. Dann folgen noch jeweils Hinweise und Anregungen für die geistliche Praxis, diesem Fall auf das „Gemeinsam vor Gott stehen“ und das „Die Mitmenschen ertragen“. Eine echte Pflichtlektüre für all jene, die an einem erfüllten geistlichen Leben interessiert sind.
Christoph Benke, Leben im Übergang. Die österliche Dynamik christlicher Spiritualität, Herder-Verlag, 240 Seiten,
ISBN: 978-3-451-39470-6
„Das“ Auferstehungs-Buch
Vor Jahren hat der damalige Frankfurter Universitätsprofessor für Fundamentaltheologie und Dogmatik Hans Kessler mit „Sucht den Lebenden nicht bei den Toten“ ein mehrere hunderte Seiten umfassendes grundlegendes Buch über die Auferstehung Christi vorgelegt. In seinem Buch „Auferstehung? Der Weg Jesu, das Kreuz und der Osterglaube“ zeigt Kessler, worum es dem Galiläer Jesus von Nazareth gegangen ist, was wir unter seiner Auferweckung und den Oster-Erfahrungen seiner Jüngerinnen und Jünger verstehen sollen und dürfen und warum die Botschaft Jesu vom Reich Gottes aktueller denn je ist.
Kessler entfaltet in fünf Kapiteln das Wesentlichste: „Der Weg Jesu bis zur Kreuzigung“, „Ist Jesus überhaupt am Kreuz gestorben?“, „Die Osteraussagen des Neuen Testaments, wie sind sie zu verstehen?“, „Wie kam es zur Entstehung des Osterglaubens?“ und „Was Auferstehung heute bedeuten kann“. Er erläutert u. a. die sogenannten frühen Osterbekenntnisse und die späteren Ostererzählungen, behandelt die radikale Kehrtwendung des Jakobus und des Paulus, wie auch die Frage nach der „leibhaftigen Auferstehung“ und den wichtigen Unterschied zwischen „Körper“ und „Leib“. Wenngleich man nicht jeglicher These oder Theorie folgen muss, so beweist dieses lesenswerte Buch, dass das Christentum eine „Aufsteh-Religion“ ist, weil es eine „Auferstehungs-Religion“ ist. Klar gesagt in den beiden letzten Sätzen des Buches: „Ohne Gott gibt es keine Auferstehung der Toten. Und ohne Gott fehlt auch unserem Aufstehen für mehr Gerechtigkeit die entscheidende Basis und Kraftquelle.“ Nach der Lektüre des Buches verstehen wir besser, was wir in jeder Eucharistiefeier betend bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Hans Kessler, Auferstehung? Der Weg Jesu, das Kreuz und der Osterglaube, Grünewald-Verlag, 204 Seiten,
ISBN: 978-3-7867-3252-5
Bibel und Provokationen
Das Buch „Auferstehung jetzt – Ostern als Aufstand“, eine Neuausgabe des Osterbuches aus dem Jahr 2016, des langjährigen Grazer Neutestamentlers Peter Trummer verspricht im Untertitel „Theologische Provokationen“. In 33 Essays legt Trummer die biblische „Oster-Botschaft“ gekonnt und mit sprachlichem Feingefühl aus. Wenn er beim biblischen Text bleibt. Frag-würdig im wahrsten Sinn des Wortes und öfters äußerst pauschal sind allerdings so manche vermeintliche „Provokationen“. Was beispielsweise der „blinde militärisch-jesuitische, absolutistische Kadavergehorsam“ (S. 85) im Essay über die „Ölbergstunde“ verloren hat oder warum Jesus „geradezu liberal“ gewesen sei, im Essay „EHE – der Hahn kräht“ (S. 35), bleibt einfach rätselhaft. Zu holzschnittartig ist auch diese Passage (S. 35): „Weisung oder Gesetz, das ist die Frage. Das katholische Kirchenrecht hat sich für Letzteres entschieden und dabei die ursprüngliche Weisung Jesu verleugnet.“ Gibt das der biblische Text wirklich her? Und dann heißt es auch: „Doch solange unsere Gottesdienste eher einer Audienz am Kaiserhof als einer liebevollen Zwiesprache mit dem Vatergott Jesu gleichen, werden sie die Herzen der Menschen kaum berühren.“ (S. 196).
Wo feiert Peter Trummer solche Gottesdienste heutzutage in der Steiermark mit? Steht es dort wirklich so schlecht um die Liturgie? Noch problematischer ist die Verwendung des deutschen Wortes „Ostern“ für den Juden Jesus und seine jüdischen Jüngerinnen und Jünger. Jesus musste nicht „zu Ostern“ nach Jerusalem hinaufgehen, denn Jesus kannte unser Wort „Ostern“ schlicht nicht. Auch feierten die Juden weder zur Zeit Jesu noch feiern sie heute ein „Osterfest“ (S. 78). Da wäre es wohl besser, durchgehend korrekt von „Pessach“ zu sprechen, wenn es sich um das jüdische Fest der Feste handelt.
Peter Trummer, Auferstehung jetzt – Ostern als Aufstand. Theologische Provokationen, Herder-Verlag, 208 Seiten,
ISBN: 978-3-451-39499-7