Aschermittwoch: Das Tor zur Fastenzeit
WAS WIR DER KIRCHE VERDANKENAsche entsteht durch Verbrennen von organischem Material. Asche und auch Staub waren und sind in vielen Religionen letztlich Hinweise auf die Vergänglichkeit, darauf, dass auch das (irdische) Leben mit dem Tod erlöschen wird. Auch als Zeichen der Trauer streute sich der altorientalische Mensch Asche auf das Haupt. So heißt es im Zweiten Buch Samuel (13,19): „Tamar aber streute sich Asche auf das Haupt und zerriss das Ärmelkleid, das sie anhatte, sie legte ihre Hand auf den Kopf und ging schreiend weg.“
Die einen hüllen sich in „Sack und Asche“: „Als Mordechai von allem, was geschehen war, erfuhr, zerriss er seine Kleider, hüllte sich in Sack und Asche, ging in die Stadt und erhob ein lautes und bitteres Klagegeschrei“ (Ester 4,1). Die anderen setzen sich in die Asche als Zeichen der Umkehr (Buch Jona 3,6), nachdem der Prophet Jona ein Strafgericht Gottes angekündigt hatte: „Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche.“ Sünderinnen und Sünder leisteten Buße in „Sack und Asche“ (Matthäusevangelium 11,21): „Jesus sprach: Denn wenn in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind – längst schon wären sie in Sack und Asche umgekehrt.“
Asche: Solidarität mit den Sündern
Asche wurde auch schon in der frühen Kirche verwendet. In den ersten Jahrhunderten unterzogen sich jene Gläubigen einer öffentlichen Buße, die eine schwere Sünde („Kapitalsünde“: Glaubensabfall, Mord, Ehebruch oder überhaupt anderes Schwerwiegendes) begangen hatten. In Gallien, dem heutigen Frankreich, wurden sie beispielsweise mit Asche betreut. Gegen Ende des ersten Jahrtausends verschwand die öffentliche Buße aus dem Leben der Kirche, es blieb (bis heute) die Bestreuung mit der Asche, die dann alle Gläubigen aus Solidarität mit den Sünderinnen und Sündern auf sich nehmen.
Asche, gewonnen aus den Palmzweigen
zweigen des Vorjahres hergestellt, die gesegnete Asche wird dann als Zeichen der Buße am Aschermittwoch ausgeteilt. Der oder die Austeilende spricht dann bei der Stirnbekreuzigung: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ (vgl. Markus 1,15) oder: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ (vgl. Genesis 3,19). Dieser Vers aus dem Buch Genesis erinnert eindrücklich an die Vergänglichkeit des Lebens. Das Tagesgebet in der Messe vom Aschermittwoch erläutert den Sinn der Fastenzeit: „Getreuer Gott, im Vertrauen auf dich beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße. Gib uns die Kraft zu christlicher Zucht, damit wir dem Bösen absagen und mit Entschiedenheit das Gute tun.“
Fasten als Gewinn innerer Freiheit
Am 14. Februar 2024 beginnt mit dem Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit, das Hingehen auf Ostern. Fasten ist dann wieder in aller Munde. Das Medienbüro der Österreichischen Ordenskonferenz hat mit Sr. Monika Maria Pfaffenlehner von den Missionsschwestern vom kostbaren Blut im Kloster Wernberg darüber gesprochen und verschiedene Angebote der Ordensgemeinschaften gesammelt.
„Es geht nicht um Verzicht, sondern um den Gewinn von innerer Freiheit“, ist Sr. Monika überzeugt. So lasse sich die Bedeutung des Fastens anhand der einzelnen Buchstaben des Worts zusammenfassen:
- „F“ steht für Freiheit – den Gewinn innerer Freiheit.
- „A“ steht für Aufmerksamkeit – die Aufmerksamkeit für Körper, Seele und Geist.
- „S“ steht für die Sensibilität – die Sensibilität für Mit- und Umwelt, die durch das Fasten hervorgerufen wird.
- „T“ steht für Teilen – Fasten sollte immer zum Teilen motivieren.
- „E“ steht für Einfaches – das Staunen über die Kostbarkeit des Einfachen.
- „N“ steht für den Nachgeschmack – Fasten bereitet einen guten Nachgeschmack.
Fasten veränderte sich
In den vergangenen Jahren habe sich das Fasten – auch durch die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit – verändert. „Es lädt immer wieder wirklich zum Entschleunigen ein“, erklärt Sr. Monika. Seien die Angebote ihres Klosters früher noch „ambulant“ gewesen, so finden über das gesamte Jahr verteilt mittlerweile rund 20 Fastenwochen vor Ort statt, die großen Anklang finden. Die Gruppen seien dabei stets gut durchmischt, sowohl was das Alter als auch das Geschlecht sowie die Lebensumstände angeht. „Sie schätzen einfach die Atmosphäre in unserem Kloster sehr. Man fühlt sich beim Fasten in der Gruppe einfach mehr getragen und es ist eine Motivation zum Durchhalten.“
Auch für Sr. Monika, die viele dieser Fastenwochen spirituell und organisatorisch begleitet, habe sich das Fasten in den vergangenen Jahren stark verändert. Seit sieben Jahren kämpft sie mit einer schweren Erkrankung, durch die ein strenges Fasten nicht mehr möglich ist. „Ich versuche, die Realität mit ihrem Drum und Dran, die Therapien mit ihren Nebenwirkungen zu akzeptieren und zu integrieren. Ich schaue, was meinem Körper, meinem Leib und meiner Seele gut tut, um auch zu dieser inneren Freiheit zu kommen.“
Fasten betrifft auch Informationsflut
Fasten betrifft also nicht nur das Essen. Ein Faktor sei heutzutage auch der Verzicht auf das Smartphone und soziale Medien, um sich zwischendurch bewusst von der Informationsflut fernzuhalten. „Es ist wichtig, dass man das dankbar wertschätzt. Es ist aber eine schöne Erfahrung, wenn es einen dann nicht mehr stört, wenn man das Handy da oder dort einfach einmal vergisst und merkt, dass man eigentlich nicht davon abhängig ist.“ Wichtig sei es, bewusst zu entscheiden, welche Informationen man konsumiert.
Was verschiedene Arten des Fastens abseits des Verzichts auf Essen betrifft, so ist Sr. Monika überzeugt, dass diese individuell sehr verschieden sein können: „Da darf jeder und jede sehr kreativ sein: Wo sind meine Stärken und meine Schwächen, wie kann ich die Stärken stärken und wie kann ich lernen, auch das, woran ich selbst manchmal knabbere, gut in mein Leben zu integrieren?“ Es gehe beispielsweise darum, frei zu werden für den Blick auf andere. Dazu sei es auch wichtig, sich zu informieren, was die Not der anderen ist. „Fasten kann auch bedeuten, mehr zuzuhören, was die anderen berührt. Das ist eine ganz wichtige Dimension“, erklärt Sr. Monika. Auch das „Veranstaltungsfasten“, sich also beispielsweise abends in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und den Tag Revue passieren zu lassen, sei eine Möglichkeit.
„Weg, intensiv mit Leib und Seele in Berührung zu kommen“
Bei den Fastenwochen, die Sr. Monika spirituell begleitet, legt sie darauf Wert, einen roten Faden durch die Woche zu ziehen. „Fasten ist für mich ein Weg, intensiv mit Leib und Seele in Berührung zu kommen“, meint sie. Der Tag beginnt dabei stets mit einem Morgenimpuls, der die Teilnehmer:innen schweigend in die Natur führt. Neben verschiedenen Formen der Meditation werden auch die liturgischen Zeiten angeboten. Auch ein Gesprächsangebot ist ein Fixpunkt in den Fastenwochen: „Es ist oft nicht zu unterschätzen, was hochkommt, wenn man dem Körper einiges Gewohntes entzieht.“ Gemeinsames Wandern und spirituelle Tagesausklänge runden das Angebot ab. Wichtig dabei ist Sr. Monika aber: Alle Elemente sind als Einladung und nicht als Verpflichtung zu sehen.
In den Fastenwochen im Kloster Wernberg kommen drei Säulen zum Tragen: Einerseits das Fasten, auch mit der Einladung, beispielsweise auf das Fernsehen zu verzichten, sich Zeit für Stille zu nehmen und auf Hektik zu verzichten. Gebet als Beziehungsgeschehen zu verstehen, was in den verschiedenen spirituellen Angeboten der Fastenwochen zur Anwendung kommt, stellt die zweite Säule dar. Der dritte Punkt ist die Solidarität. Dabei geht es um das Teilen und die Sensibilität für Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung – Fasten sollte schließlich nicht Selbstzweck sein. „Je nach Offenheit und Bereitschaft der Gruppe wird auch immer wieder ein Teil für ein konkretes Projekt, sei es zum Beispiel in Tansania oder im Kongo, verwendet.“
Die Fastenwochen sind dabei ein Angebot für alle Menschen, katholisch zu sein ist keine Voraussetzung: „Oft staunen Menschen, die mit Religiosität gar nichts zu tun haben, wie gut ihnen das tut. Es antwortet auf eine Sehnsucht, die in jedem Menschen da ist.“
Fastenangebote sind bei den Terminen zu finden.