Advent: Durchlässig werden

Adventserie – Teil 3
Ausgabe Nr. 49
  • Spiritualität
Autor:
Spirituelle Impulse für den Advent.
Spirituelle Impulse für den Advent. ©Michael Groessinger

„Leichtfüßig den Himmel entdecken“ – dazu laden wir mit der Adventserie von Petra Unterberger ein. Alltagserfahrungen und Gedanken verknüpft die erfahrene Seelsorgerin mit biblischen Geschichten. Gedichte, Gebete und Bilder für eine kleine Auszeit!

Sie kennen vermutlich noch den händisch aufgegossenen Filterkaffee. In meiner Kindheit war das Kaffeekochen noch eine Kunst. Die Bohnen wurden mit einer Handmühle frisch gemahlen. In einen Keramikfilter kam dann eine Filtertüte aus Papier, die sorgfältig hineingestülpt und anschließend mit heißem Wasser durchgespült wurde, damit sich der Papiergeschmack verflüchtigte. Anschließend kamen eher grob gemahlener Kaffee und zur Verstärkung des Aromas eine Prise Salz  in den Filter. Der wurde dann auf einer Kaffeekanne aus Porzellan platziert und anschließend mit 85 Grad heißem Wasser langsam übergossen. Ein wunderbares Ritual, finde ich. Ich kann mich noch gut an den herrlichen Kaffeeduft erinnern.

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Durchlässigkeit im Advent: Lebensförderliche Gottesbeziehung

Das Filterpapier ist mit seiner Durchlässigkeit für mich ein gutes Bild für eine lebensförderliche Gottesbeziehung. Der Prophet Jesaja (hebräisch: „der Herr rettet“) und seine wunderbaren Hoffnungsbilder sind Zeugnis dafür. In seinen Worten scheint das Göttliche durch. Die Texte entstanden in einem politisch schwierigen Umfeld und verschweigen keineswegs die Not und das Elend. Dem Propheten eröffnet sich das Heilshandeln Gottes in den Zeichen der Natur: „Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie“ (Jesaja 35,1). Man könnte auch sagen: Wer auf Gott vertraut und wer für die Zeichen des Göttlichen in der Welt durchlässig wird, der wird beschenkt mit Mut und Kraft für das Heute. Die aufblühenden Kirschzweige, die manche von Ihnen am 4. Dezember zum Barbaratag abgeschnitten und ins warme Wasser gegeben haben, können so ein Zeichen der Ermutigung sein. 

Mitten im Advent

Mitten im Advent, am 13. Dezember, erinnern wir uns an die heilige Lucia, deren Namen übersetzt „die Leuchtende“ bedeutet. Die junge Christin aus Syrakus auf Sizilien sollte verheiratet werden, doch sie zögerte die Hochzeit hinaus und verteilte ihre großzügige Mitgift an die Armen. Um die Hände dabei frei zu haben, setzte sie sich einen Lichterkranz auf. Auch sie scheint mir eine Gottdurchlässige gewesen zu sein. Sie verweigerte die Ehe und beugte sich damit nicht dem gesellschaftlichen Druck. Lucia wurde zur Hoffnungsträgerin und im wahrsten Sinn des Wortes zur Lichtträgerin für die Bedürftigen. Auch im Heute finden sich immer wieder Menschen, die – wie es das Zweite Vatikanische Konzil formuliert – die Zeichen der Zeit erkennen und durch ihr mutiges Handeln zu Lichtträgern und Lichtträgerinnen werden. Jeder und jede von uns ist berufen und begabt, im kleinen alltäglichen Kontext durchlässig für das Göttliche zu werden und heilsam zu handeln. Vielleicht braucht es dazu auch manchmal Zeiten der Reinigung wie beim Kaffeefilter, damit sich der volle Geschmack gut entfalten kann.

Gedicht und Gebet

durchlässig und offen
für das leben
weht die blühende
fülle in mein herz
ereignet sich 
und quillt
unerschöpflich hervor

mitten im blütenregen 
sitzen und sein
die hände geöffnet
bereit für das wunder
heute

 

Gott, du Lebendige, durchlässig möchte ich werden für deine Liebe. 

Gott, du Lebendige, die Hoffnungsbilder in der Natur mögen mir Mut und Kraft zum Handeln geben.

Gott, du Lebendige, ich möchte auf eine blühende Erde und ein friedvolles Miteinander hoffen. 
 

Buchpräsentation:

Petra Unterberger, Eine Handvoll Licht – Spirituelle Begleitung für Sinnsucher:innen

 

Mo., 16. Dezember 2024, 18:30 Uhr

Wo: Wien, Pfarre Lainz-Speising, Kardinal König Platz 2.
Eintritt frei.


tyrolia.at/events

 

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Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck.

Zur Person:

Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck. Die erfahrene Seelsorgerin begegnet in der geistlichen Begleitung vielen Menschen, die auf der Suche nach Sinn und einer ganzheitlichen christlichen Lebensgestaltung sind. Sie engagiert sich für die Rolle der Frau in der Kirche und für eine sensible Sprache in Spiritualität und Liturgie.

Autor:
  • Petra Unterberger
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