99 heilsame Kräuter

Was wir der Kirche verdanken
Ausgabe Nr. 32
  • Spiritualität
Autor:
Beliebt: die gesegneten Kräuter- und Blumenbuschen zu Mariä Himmelfahrt.
Beliebt: die gesegneten Kräuter- und Blumenbuschen zu Mariä Himmelfahrt. ©istock
Eine kleine Theologie des Kräutersegens.
Eine kleine Theologie des Kräutersegens. ©istock
Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt.
Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt. ©istock

Sie erfreut sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit: die Segnung der Kräuter und Blumen am 15. August, am Hochfest der „Aufnahme Mariens in den Himmel“, kurz „Mariä Himmelfahrt“ genannt.

 

Arnika, Baldrian, Eisenkraut, Johanniskraut, Kamille, Königskerze, Ringelblume, Pfefferminze, Schafgarbe, Spitzwegerich, Thymian bis Wermut: Diese Liste der heilsamen Kräuter, die zu schönen Sträußen („Buschen“) gebunden werden, ließe sich fast unendlich verlängern, denn je nach Region werden zwischen sieben und 99 heilende Kräuter und Blumen verwendet und in den Kirchen am 15. August, auch „Großer Frauentag“ genannt, gesegnet. Dann werden die Kräuterbuschen zu Hause aufgehängt und sie sollen vor Krankheiten und Unwetter schützen (helfen), ohne damit einem Schutzautomatismus zu huldigen.
 

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Das „duftende“ Grab Mariens: Kräuter zu Mariä Himmelfahrt

Warum die Kräuter gerade zu Mariä Himmelfahrt solch eine große Rolle spielen, dafür gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Da ist zum einen die prachtvolle Natur, die Mitte August auf ihren Höhepunkt zusteuert, denn alles steht im Hochsommer in voller Blüte. Zum anderen gibt es symbol-theologische Erklärungen: So wird der Vers aus dem Hohelied (2,1) – „Ich bin eine Blume des Scharon, eine Lilie der Täler“ – in christlicher Tradition auf die Gottesmutter Maria hin gedeutet. Wenn die Pflanzen generell für ein ganzheitliches Heilsein stehen, dann Maria umso viel mehr, denn Maria ist schon jetzt das ganzheitliche Heilsein zuteilgeworden. Auch wissen christliche Legenden zu erzählen, dass in dem Augenblick, in dem Maria in den Himmel aufgenommen wurde, ihrem Grab ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entströmt sein soll. Auch sollen die Jünger Jesu im Grab Mariens nicht mehr ihren Leichnam, sondern nur mehr Blüten und duftende Kräuter vorgefunden haben.
 

Kleine Theologie des Kräuter-Segens

Im Benediktionale, dem deutschsprachigen Segensbuch unserer Kirche, findet sich im Gebet über die Kräuter eine kleine Theologie der Segnung, die keine „Kräuterweihe“ ist, wie oft fälschlich geschrieben wird. Sogar das „Pastoralliturgische Handlexikon“ und das renommierte „Lexikon für Theologie und Kirche“ sprechen noch immer von einer „Kräuterweihe“. Im Segensgebet über die Kräuter und Blumen heißt es: „Herr, unser Gott, du hast Maria über alle Geschöpfe erhoben und sie in den Himmel aufgenommen. An ihrem Fest danken wir für alle Wunder deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst du uns Gesundheit und Freude. Segne diese Kräuter und Blumen. Sie erinnern uns an deine Herrlichkeit und an den Reichtum deines Lebens. Schenke uns auf die Fürsprache Mariens dein Heil. Lass uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir gelangen und dereinst einstimmen in das Lob der ganzen Schöpfung, die dich preist durch deinen Sohn Jesus Christus in alle Ewigkeit.“ 
 

So danken die Gläubigen mit der Kräutersegnung am 15. August seit mehr als 1.000 Jahren für das Geschenk der wunderbaren und auch heilsamen Schöpfung. 

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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