9. Oktober: Heiliger Gunther

Der Rodungsmönch
Ausgabe Nr. 40
  • Heiligenschein
Autor:
Nicht richtig heilig, aber zur Verehrung ist Gunther empfohlen.
Nicht richtig heilig, aber zur Verehrung ist Gunther empfohlen. ©Irene Unger

Wöchentliche Heilige, vorgestellt von Bernadette Spitzer.

Heute erzählen wir Ihnen etwas über einen Mann, dem man den Beinamen „der Rodungsmönch“ gegeben hat: Gunther. In Thüringen wurde er geboren, im Bayrischen Wald wurde er berühmt, im Böhmerwald ist er gestorben.

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Günther der Ritter

Zur Welt kam er um das Jahr 955. Da er aus einem Grafengeschlecht stammte, wurde er zunächst Ritter. Offenbar erfüllte ihn das aber nicht nachhaltig, denn nachdem er den Abt vom Benediktinerkloster Niederalteich kennengelernt hatte, änderte er sein Leben. Mit etwa 50 Jahren verschenkte er seine Güter an lokale Klöster in Thüringen. Dennoch war es mit dem Klostereintritt nicht so einfach. Erst musste er zu den sieben Pilgerkirchen in Rom wallfahrten, ehe er aufgenommen wurde. Er blieb aber nur zwei Jahre in Niederalteich, und zog dann mit einigen Gefährten als Einsiedler in den Bayrischen Wald. Noch heute zeugt die Kapelle Frauenbrünnl bei Rinchnach davon.

Günther der Einsiedler

Einsiedler war man übrigens nicht allein, man war nur weg vom Schuss. 1011 war es aber vorerst aus mit dem Einsiedeln, denn da hatten sich so viele Männer um Günther gesammelt, dass er mit ihnen tiefer in den Wald zog und das Benediktinerkloster Rinchnach gründete. Die Männer rackerten sich ab, rodeten Wald und bauten Straßen. Man nennt Gunter daher den „Rodungsmönch“. Sein Kloster war die erste Siedlung in der Gegend und Impulsgeber für die Besiedlung des Bayerischen und des Böhmerwaldes. Zwischendurch wurde Gunther als Diplomat für den deutschen Kaiser eingesetzt.  Nach rund 30 Jahren verließ er Rinchnach und zog als Einsiedler in den Böhmerwald ins heutige Dobra Voda in Tschechien. Dort starb er ungefähr 90-jährig am 9. Oktober 1045. Sein Grab war lange in Prag und wurde 1420 von den Hussiten zerstört. Das Kloster Rinchnach hingegen bestand 800 Jahre und ist heute Pfarre.

Günther-Kirche

Eine besonders nette Tradition ist 1995 wieder aufgenommen worden, nämlich die Wallfahrt zur Günther-Kirche in Dobra Voda. Dahin gehen Menschen aus der Umgebung und aus Rinchnach – alle zu Fuß auf einem Weg, der unter Gunther erschlossen wurde und den er selbst begangen hat. Drei Tage sind die Pilger am Gunthersteig unterwegs. Gunter wurde zwar nie heiliggesprochen, aber seine Verehrung ist durch diverse päpstliche Dekrete empfohlen.  

Buchcover Von Bischofsstab bis Besenstiel

Das Buch zum Podcast

Heilige, das sind beeindruckende Persönlichkeiten auf allen Kontinenten, in allen Jahrhunderten: Herrscher und Sklaven, Brave und Aufmüpfige, Geistliche und Laien. Diese bunte Schar porträtiert Autorin Bernadette Spitzer in kurzweilig-informativen Geschichten, wobei sie die Besonderheit der jeweiligen Persönlichkeit treffend hervorkehrt. Sie übersetzt die teils sperrigen Quellen in eine heutige Sprache und spart dabei nicht mit einem Augenzwinkern. Die tägliche Auswahl dieser „Vorbilder“ reicht von in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannten, bis hin zu solchen, die erst vor kurzem heilig- oder seliggesprochen wurden. Aufgefrischt durch moderne Illustrationen und bemerkenswerte  Zitate wird das Buch zur täglichen Inspirationsquelle.

 

Bernadette Spitzer
Von Bischofsstab bis Besenstiel. Mit 365 Heiligen durchs Jahr.
Wiener Dom-Verlag.
ISBN: 978-3-85351-294-4

Erhältlich im Webshop des Wiener Dom-Verlags.

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