21 neue Kardinäle: Ein Überblick
Personalentscheidungen des PapstesSie kamen wohl plötzlich und unerwartet, die neuen Personalentscheidungen des Papstes, was sein Kardinalskollegium betrifft. Es heißt, dass selbst im Inneren des vatikanischen Apparats nur wenige wussten, dass der Papst den 6. Oktober – einen Tag mitten in der zweiten und abschließenden Vollversammlung der laufenden Weltsynode – auserkoren hatte, um sie bekannt zu geben.
Unerwartete Personalentscheidungen aus dem Vatikan
Einige Neuernennungen waren erwartet worden, einige kamen tatsächlich auch sehr überraschend. So ernannte Papst Franziskus den 53-jährigen indischen Prälaten George Jacob Koovakad, der seit einigen Jahren als Reisemarschall des Papstes tätig ist, ebenso zum Kardinal wie den 54-jährigen litauischen Geistlichen Rolandas Makrickas, der des Papstes Lieblingskirche in Rom, die Basilika Santa Maria Maggiore, leitet. Für viele unerwartet kam auch die Kardinalswürde für den 59-jährigen italienischen Migrationsexperten Fabio Baggio, der in der vatikanischen Sozial- und Entwicklungsbehörde den Rang eines Untersekretärs bekleidet.
Kardinäle aus aller Welt
Eher erwartbar waren hingegen die Neuernennungen für Lateinamerika, Afrika und Asien. Dass wichtige Hauptstadt-Bischofssitze wie Lima in Peru, Santiago in Chile, Tokyo in Japan oder Abidjan in der Elfenbeinküste von Kardinälen geleitet werden, ist inzwischen schon fast üblich. Ihrer Bereitschaft zum interreligiösen Dialog verdanken vermutlich auch der Erzbischof von Teheran-Isfahan, der Belgier Dominique Mathieu, und der von Algier, Jean-Paul Vesco, ihre Nominierung. Hier wie dort setzt der Papst darauf, dass die Hirten einer kleinen katholischen Herde durch glaubwürdiges Zeugnis inmitten einer andersgläubigen Mehrheit den Dialog unter den Religionen noch mehr voranbringen als wichtige Konferenzen und Dokumente.
Europas neue Kardinäle
Aus Europa hat der Papst den 68-jährigen Erzbischof Ladislav Nemet, den Hirten der 20.000 Katholiken in Serbiens Hauptstadt Belgrad, zum Kardinal befördert. Die italienische Industriemetropole Turin hat nun mit dem 57-jährigen Erzbischof Roberto Repole wieder einen Kardinal. Und auch der 54-jährige Baldassare Reina, bisher Weihbischof und nun Generalvikar der Diözese Rom, darf sich über seine Kardinalsernennung freuen. Hier kann er nun, wie viele seiner Vorgänger, als „Kardinalvikar“ alles regeln – freilich unter der Aufsicht des Papstes als eigentlichem Bischof von Rom. Eines der bekanntesten Gesichter in der künftigen Kardinalsriege ist bestimmt der 79-jährige englische Dominikanerpater Timothy Radcliffe, der die Aufgabe als geistlicher Begleiter der Weltsynode übernommen hatte.
Vom jüngsten bis zum ältesten Kardinal
Einer der jüngsten je ernannten Kardinäle ist der 1980 geborene und damit erst 44-jährige Bischof Mykola Bychok. Er ist für die in und um die australische Stadt Melbourne lebenden Exil-Ukrainer zuständig und könnte in naher Zukunft einmal eine wichtige Rolle in der Ukraine übernehmen und damit für den Papst ein wichtiger Verbündeter werden. Und auch der älteste jemals kreierte Kardinal befindet sich unter den Neuernannten: Angelo Acerbi, geboren 1925 und damit rüstige 99 Jahre alt. Der Italiener stand seit 1956 bis zu seinem Ruhestand im Dienst der vatikanischen Diplomatie. Als Nuntius in Kolumbien wurde er mehrere Wochen lang von Rebellen als Geisel festgehalten. Er ist der einzige der neuen Kardinäle, der wegen Überschreitens der Altersgrenze nach jetzigem Stand nicht an der Papstwahl teilnehmen darf. Und noch ein spannendes Detail: 11 der neuen Kardinäle sind Ordensmänner – allein vier von ihnen gehören dem Orden der Franziskaner an.
Besondere Anforderungen an einen Kardinal
Prinzipiell bestimmt der Papst frei, wen er wann zum Kardinal macht – im Fachjargon spricht man davon, dass er einen Kardinal „kreiert“. Das Kirchenrecht schreibt allerdings einige Voraussetzungen vor: So müssen die Kandidaten Priester sein und sich in Glaube, Sitte, Frömmigkeit und durch Klugheit auszeichnen. Wer noch nicht Bischof ist, sollte die Bischofsweihe empfangen.
Feierliche Kardinalskreierungen
Für die offiziellen Kardinalskreierungen beruft der Papst das sogenannte Konsistorium ein, die Vollversammlung der Kardinäle. Für dieses Mal ist das Konsistorium für den 7. Dezember angesetzt. Der Ablauf ist dabei immer gleich: In einer feierlichen Zeremonie setzt Papst Franziskus den Neuzugängen ein rotes Birett auf den Kopf, überreicht ihnen den Kardinalsring und das Ernennungsdokument und nimmt ihnen den Treueeid ab. Zudem weist er jedem Kardinal einen Titelsitz in oder bei Rom zu. Der Titelsitz unterstreicht die Verbundenheit des Kardinals zum Papst, dem Bischof von Rom. Die meisten Leiter wichtiger Vatikanbehörden werden irgendwann Kardinal. Bischofssitze mit einem faktischen Anspruch auf den Kardinalstitel gibt es unter Papst Franziskus nur noch wenige. Einst zählten dazu etwa Köln, Mailand, Paris, Washington und Mexiko.
Vielfalt im Kardinalskollegium
Ein Kardinal ist der höchste katholische Würdenträger nach dem Papst, das Kardinalskollegium sein wichtigstes Beratergremium. Derzeit umfasst das Kardinalskollegium 235 Mitglieder, 122 von ihnen sind unter 80 Jahre alt und wären damit bei einer Papstwahl stimmberechtigt. Stellten früher die Europäer mit vielen Italienern die Mehrheit im Kardinalskollegium, haben die Päpste seit dem Zweiten Weltkrieg für mehr Durchmischung gesorgt. Vor allem Papst Franziskus hat bevorzugt Kirchenmänner aus Lateinamerika, Asien und Afrika zu Kardinälen befördert.