Reichenau: 1.300 Jahre Mönchsmagie

Geschichte
Ausgabe Nr. 32
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Prachthandschriften wie der Gero-Codex (Bild) entstanden auf der Klosterinsel Reichenau. ©Badisches Landesmuseum

Die Bodenseeregion feiert das Jubiläum des Klosters Reichenau mit einem vielfältigen Programm aus Ausstellungen, Gottesdiensten und Konzerten.

Ganz in der Nähe von Konstanz am Bodensee liegt die Insel Reichenau. Hier entstand im Mittelalter ein bedeutendes Kloster, von dem heute noch drei Kirchen erhalten sind. Das Mönchskloster Reichenau wurde der Überlieferung nach 724, also vor 1.300 Jahren, auf der Bodensee-Insel gegründet. Das Insel-Jubiläum wird unter anderem mit beeindruckenden Ausstellungen gefeiert.

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Legenden rund um Reichenau

Der Legende nach legte der irische Wandermönch Pirmin 724 den Grundstein des ersten Klosters Mittelzell auf der größten Bodenseeinsel, der Reichenau. Im frühen und hohen Mittelalter stieg die Benediktinerabtei zu großer religiöser, politischer und kultureller Macht auf. Auf der Reichenau wurden Eliten ausgebildet, Wissenschaftler forschten zu verschiedenen Themen wie Gartenbau, Musik, Mathematik und Astronomie. Die hier entstandenen prachtvollen Bibelhandschriften zählen heute zum Weltkulturerbe.

Die Bodenseeregion erinnert in diesem Jahr mit Ausstellungen, feierlichen Gottesdiensten, Prozessionen und Konzerten an die Gründung des Welterbeklosters Reichenau vor 1.300 Jahren. „Die Reichenau war ein Denk- und Wissenschaftszentrum. Wer nicht weiß, wie Menschen in der Vergangenheit gelebt haben, weiß auch nicht, wie wir in Zukunft leben werden“, sagte der baden-württembergische Kunststaatssekretär Arne Braun bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms auf der Reichenau.

Auf der Insel Reichenau

Auf der Insel bieten die Originalschauplätze aus der Zeit der Hochblüte des Mönchstums die Möglichkeit, tief in die Geschichte des Klosters und in die klösterliche Schreibkultur der Mönche einzutauchen. Die drei mittelalterlichen Kirchen auf der Insel, die einst zum Kloster gehörten, sind Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. 

Das Münster Sankt Maria und Markus beherbergt eine Schatzkammer mit Reliquien und Kultgegenständen. Die neu gestaltete Ausstellung in der Schatzkammer zeigt Meisterwerke sakraler Kunst, darunter edelsteinbesetzte Goldtruhen, Reliquienschreine oder den Smaragd von Karl dem Großen. Museumschef Eckart Köhne beschreibt das Jubiläum als einmalige Gelegenheit, die Kunst- und Kulturschätze an dem Ort zu erleben, an dem sie vor mehr als einem Jahrtausend geschaffen wurden. „Auf der Reichenau wirkten in karolingischer und ottonischer Zeit weltberühmte Künstler“, so der Museumschef.

Kunst in Reichenau

In Sankt Georg befinden sich Wandmalereien, die mit den Malereien aus dem Skriptorium in Verbindung stehen. Sankt Peter und Paul weist eine große Christusdarstellung mit den Aposteln auf. Dort beten die Benediktinerinnen und Benediktiner, die seit 2001 in Form einer „Cella“ wieder auf der Insel präsent sind, ihr Stundengebet. 

Blick in die Klosterschreibstube

Die Ausstellungen zum 1.300-jährigen Jubiläum der Insel Reichenau finden an mehreren Orten statt: Im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz läuft bis 20. Oktober die Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1.300 Jahre Klosterinsel Reichenau“. Sie lässt die Geschichte der Abtei lebendig werden. Die Klosterschreibstube der Insel Reichenau gehörte zu den anspruchsvollsten Buchproduzenten des Frühmittelalters. Hier schrieben Mönche von Hand Bücher ab und illustrierten sie. Dabei entstanden einige der wertvollsten Prachthandschriften der Welt. Einige der kostbarsten Exemplare aus dem Reichenauer Skriptorium werden in der Schau gezeigt.

Ausstellung im Museum Reichenau

Auch die neue Dauerausstellung des Reichenauer Museums auf der Insel inszeniert die aufwändige Herstellung der Bücher, von der Aufbereitung des Pergaments aus Ziegenhaut über die Herstellung von Tinte und Schreibgerät bis hin zu Kalligraphie, Malerei und Lagerung. Hier ist auch der auf der Reichenau entstandene umfangreiche Sankt Galler Klosterplan (825/30) zu sehen, der zeigte, wie eine „Klosterstadt“ planmäßig angelegt werden sollte. Viele Möglichkeiten für eine spannende Reise ins Mittelalter! 

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Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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